Sonntag, 16. Juni 2013

Hochwasserlauf

Kneippanwendung
Eigentlich muss es gar nicht wärmer werden. Ein Sonntagmorgen mit angezeigten 15° Celsius auf dem Außenthermometer ist ideal für einen ausgedehnten Lauf durch die heimische Botanik. Wie so oft wenn "irgendwas um die 20km" ansteht fiel meine Wahl auf die Rheinbogenstrecke, jener Weg, der der von saftigen Wiesen mit knorrigen Bäumen gesäumt ist, unter denen majestätische (oder was ich für majestätisch halte) Pferde grasen und wo sich im Hintergrund sehr kontrastreich die Chemie-Anlagen von Bayer Dormagen auf der anderen Flussseite erheben. Aber auch die gehören dazu. Irgendwie.



Irgendwo hatte ich die Tage gelesen, dass das Hochwasser im Osten der Republik weit weg war. Ungefähr so weit wie Boston. Das schoss mir durch den Kopf, als ich an der Gabelung zum Deichweg den Roten Kreis auf weißem Grund mit der Unterschrift "Hochwasser" sah.

"Wo soll hier Hochwasser sein?". Anders als 2012, wo hier der Rhein die Wege und Wiesen tatsächlich in eine pittoreske Seenlandschaft verwandelt hatte, sah heute alles aus wie immer. Aber dieses Verkehrszeichen gilt ja für Fahrzeuge, nicht für Läufer. Also weiter den Deich entlang, Pulsfrequenz und Pace haltend, Landschaft genießend. Am Scheitelpunkt des Bogens schließlich führt der Weg vom Deich herunter auf den tieferliegenden Feldweg, der den Bogen weiter bis zur Stadt beschreibt.

Lieblingsbaum - als der Weg
noch trocken war
Es hätte mir merkwürdig vorkommen sollen, dass im Gegensatz zu normalen Sonntagen mir überhaupt keine Spaziergänger, Radwanderer, Jogger oder Kettcarfahrer entgegen kam. Die Ursache lag in der Senke des Weges kurz vor meinem Lieblingsbaum. Da stand in der Tat ein Rest Rhein rum. Was zunächst wie eine große Pfütze nach einem gewaltigen Regenguss aussah, entpuppte sich als Ausläufer des großen Flusses, der sich links und rechts in die Wiese bis weit ins Landesinnere erstreckte. Umgehen war also keine Lösung. Durchlaufen aber auch nicht, wollte ich nicht triefnasse Schuhe bekommen.

Von dem entgegenkommenden Radler-Pärchen jenseits der besten Jahre fasste sich der männliche ein Herz und fuhr mitten durch. Schwankend aber letztlich problemlos. Vor 50 Jahren hätte er seine Frau damit beeindruckt. Heute streikte sie und kehrte um. Er fuhr weiter. Leider sind Fahrradreifen keine Laufschuhe. Also zog ich Neon-Treter und Socken aus und watete knöcheltief durch die Furt. "Hat was von gesunder Kneippanwendung", dachte ich noch, als mir der Radler hinterher rief: "Füße desinfizieren nicht vergessen!" Das gab mir dann kurzfristig doch zu denken, zumal ich auf dem Spann vom letzten Lauf noch eine offene Schürfwunde hatte, die ich ungeschützt den schillernden Schlieren aussetzte, die auf der Wasseroberfläche tanzten. Aber das war eine andere Geschichte. Diese scheint gut auszugehen. Zumindest mit dem guten Gefühl, dass der Rhein gar nicht so kalt ist und der Triathlon in drei Wochen kommen kann.

22km@5:37min/km

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